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Statement zur Einführung einer Basisförderung für Projekträume und -initiativen ab dem kommenden Berliner Doppelhaushalt 2020/21

Berlin, 27. Juli 2019

Seit 2012 erhalten jährlich eine Anzahl von Projekträumen und Projektinitiativen (zu Beginn 7, mittlerweile 20) Preise für ihre geleistete Arbeit. Dies war ein kleiner, aber wichtiger erster Schritt zur Anerkennung der immensen und hochprofessionellen Leistungen der Projektraumbetreiber*innen, Kurator*innen und Künstler*innen. Mit der Realisation rund der Hälfte aller Berliner Ausstellungen (1) tragen sie alle einen wesentlichen Anteil dazu bei, den Ruf Berlins als Kunsthauptstadt zu festigen und haben fernab von Institutionen und Kunstmarkt eine vielschichtige, unabhängige Szene geschaffen, in der bereits 65% aller Berliner Künstler*innen ausgestellt haben (2). Die Preisvergabe setzte für diese Szene ein Zeichen, stellt jedoch keine bedarfsgerechte oder nachhaltige Förderung dar! Die Projektraum- und Initiativenszene hat dies bereits 2013 in ihrer Forderung nach einer Basisförderung präzisiert und im Netzwerk ein Modell entwickelt, das sich effizienter auf die Förderung und den Erhalt der gesamten Szene auswirken kann.

Es gibt gewichtige Gründe, warum es nun endlich die Basisförderung braucht:
1) Durch die Verknappung und Verteuerung von Raum sowie die zunehmende Kommerzialisierung Berlins sind Projekträume/-initiativen mehr denn je existenziell bedroht. Dem Sterben der freien nicht kommerziellen Räume muss dringend entgegen gewirkt werden. Eine Basisförderung kann diese Sorge um die Existenz abfedern und somit ein konzentriertes Arbeiten am Programm und Inhalt gewährleisten (Raum- und andere laufende Fixkosten, Basis-Honorierung der Betreiber*innen).
2) Die Auszeichnung erzeugte in der Vergangenheit kaum Nachhaltigkeit und Verbindlichkeit und blieb trotz der durchaus beachtlichen Anzahl von ausgezeichneten Räumen ohne großen Positiveffekt auf das Gesamtgeflecht der Räume und Initiativen. Eine Basisförderung als Teil einer gesamt gedachten strukturellen Förderung generiert eine neue Qualität von Planungssicherheit und Kontinuität der Arbeit.
3) Der Preis scheint wenig verteilend und gerecht zu wirken. Genau an diesem Punkt setzt eine Basisförderung mit einer „gesunden“ in Anpassung an das Gesamtförderbudget orientierten Deckelung an. Sie muss zum Ziel haben, möglichst viele Projekträume und -initiativen in ihrer Substanz zu erhalten.
4) Mit der Basisförderung wird ein Instrument geschaffen, das sich – im Gegensatz zum Preis – an den tatsächlichen und sehr unterschiedlichen Bedarfen der einzelnen Projekträume und -initiativen orientiert und diese abzudecken sucht.

Mit der Teilung des Förderbudgets in einen großen Teil für eine nachhaltig wirkende, strukturelle Förderung und der Aufrechterhaltung eines kleinen Teils für symbolhafte Preise, die auch weiterhin für die Sichtbarkeit der Projektraum- und Initiativenszene große Bedeutung haben, ist man insgesamt der Sicherung der einzigartigen künstlerischen Freiräume in Berlin ein großes Stück näher gekommen. Die Basisförderung setzt neue Standards für die Gesamtheit der Projektraumszene, verkörpert ihre Geschlossenheit und verankert sie sinnvoll im Fördersystem der Berliner Kulturförderung.

In Anbetracht der Anzahl von ca. 150 erfassten (und mind. 250 als gesichert anzunehmenden) Projekträumen/-initiativen in der Stadt fordern wir als notwendigen Schritt zudem eine Aufstockung der Fördersumme allein für die Basisförderung auf 2 Mio. Euro (vgl. auch Fördermodell).

(1) Institut für Strategieentwicklung (IFSE): Studio Berlin II – Neue Untersuchung zur Lage der Kunst und der Bildenden KünstlerInnen in Berlin, 2011, S. 19
(2) Institut für Strategieentwicklung (IFSE): Studio Berlin III – Situation Berliner Künstler*innen und Gender Gap, 2018, S. 12

Statement Basisförderung als pdf
Aktualisiertes Fördermodell als pdf