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Netzwerk-Statement zum partizipativen Verfahren im Rahmen der Preisvergabe an künstlerische Projekträume und -initiativen der Senatsverwaltung für Kultur und Europa

Statement zur unveränderten Beibehaltung des partizipativen Verfahrens
November 2017

Das partizipative Verfahren hält fest, dass die Auszeichnung künstlerischer Projekträume und -initiativen aus einer kollektiven Organisation und Anstrengung des Netzwerks in Kooperation mit der Kulturverwaltung entstanden ist. Als Meinungsbild stellt es die Partizipation der Szene und einen Moment von Selbstverwaltung dar. Das Netzwerk bittet Teilnehmer*innen am  partizipativen Verfahren daher eindringlich, vom Versuch eines Stimmenhandels abzusehen und hat der Kulturverwaltung eine Disqualifizierung der Bewerbung bei Bekanntwerden von Mißbrauch des partizipativen Verfahrens empfohlen.

Aus Sicht des Netzwerks ist das partizipative Verfahren (PV) eine geglückte Erweiterung/Ergänzung des klassischen Jury-Verfahrens, ohne dabei die Autonomie der berufenen Jurys einzuschränken. Für die berufenen Jurys ist das PV ein formalisiertes, neutrales Angebot, bei ihrer Entscheidungsfindung auch die Stimmen aus der Projektraumszene mitzuhören, ohne ihnen folgen zu müssen. Sowohl Übereinstimmung als auch Auseinanderfallen von PV und Jury-Entscheidung bereichern den Diskurs um die Projektraumlandschaft in jeder Runde aufs Neue um eine Verhältnissetzung, die die Auszeichnung durch die Jahre begleitet und „nachlesbar“ macht.

Das partizipative Verfahren bildet das Zustandekommen der Auszeichnung künstlerischer Projekträume und -initiativen an sich ab. Es hält fest, dass dieses „ersatzweise“ Förderinstrument aus einer kollektiven Organisation und Anstrengung des Netzwerks in Kooperation mit der Kulturverwaltung, entstanden ist. Als basisdemokratisches Meinungsbild stellt es ideell einen Moment von Selbstverwaltung dar.

Durch das PV kann die Aufmerksamkeit der Jury auch auf Randerscheinungen und neue Teilnehmer in der Projektraumlandschaft gelenkt werden: Bewertet die Szene BewerberInnen hoch, die nach den Kriterien und dem Kenntnisstand der Jury vielleicht nicht in die engere Wahl gekommen wären, kann das ein produktiver Anhaltspunkt sein, die eigenen Kriterien zu hinterfragen oder gerade umso stärker zu schärfen und dagegenzusetzen.
Ein niedriges Ranking kann ebenfalls ein aufschlussreicher Indikator sein, da es evtl. auf einen geringen Bekanntheits- und Vernetzungsgrad des Bewerbers hinweist, was aber prinzipiell keine Aussage zur Qualität beinhalten muss.

Für BewerberInnen, die bei der Preisvergabe leer ausgehen, aber im PV viel Unterstützung erfahren, kann abseits der Juryentscheidung gerade die Wertschätzung durch die KollegInnen im PV (gleich-)viel bedeuten.

Vereinzelt wurde angeführt, dass Formen von Manipulation z.B. Versuche der Bildung von Stimmkartellen beim PV aufgetreten sind. Dies kann nicht gegen das PV sprechen, sondern lediglich gegen BewerberInnen, die versuchen, es auf diese Weise (und doch wohl erfolglos) missbräuchlich für sich zu nutzen. Das PV macht solche Mechanismen und Usurpationen – die unseres Erachtens Ausnahmen und Einzelfälle darstellen – nur sichtbar, aber begründet sie nicht.

Durch das Partizipative Verfahren als immer neu aktualisierte Momentaufnahme, wird der Blick der Projektraumszene auf sich selbst dokumentiert – als solche ist das PV unbedingt zu erhalten.

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