Statements

Raumkoordination der Projekträume ist dringender denn je!

Berlin, 7. November 2018

Raumkoordination der Projekträume ist dringender denn je!
Weitere Gewichtung statt Beendigung vonnöten

Seit September 2016 beschäftigt das Netzwerk freier Berliner Projekträume und -initiativen einen Raumkoordinator zur Neuentwicklung von Projekträumen im Rahmen des sogenannten „Arbeitsraumprogramms“. Finanziert wird die Honorarstelle durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Vor dem Hintergrund der akuten Bedarfe kümmert sich die Raumkoordination um das Auffinden und die Beurteilung von Räumen, die Absprachen und die Kommunikation mit allen relevanten Partner*innen bis zur Koordination der Vergabe an die entsprechenden Nutzer*innen. Neben der Neuentwicklung kümmert sie sich auch um den Erhalt von bestehenden Projekträumen und steht diesen als Berater und Vermittler in Notsituationen zur Seite.

Nach skizzierten Plänen und Aussagen der Senatskulturverwaltung zu einer Neuausrichtung des Programms und einer zentralisierten Struktur mit Schaffung eines „Kulturraumbüros“ soll die Raumkoordination der Projekträume nur noch bis zum Ende des Jahres 2018 bestehen und danach nicht weiter verlängert werden. Auch innerhalb der Freien Szene sind in weiteren Kunstsparten die gleichen oder vergleichbare Einschnitte geplant. Dies bedeutet in der Gesamtbetrachtung einen enormen Rückschritt für das wichtige Thema der Raumsicherung und -entwicklung. Statt die Expertise und Vernetzung der Szene mit einzubeziehen und weiter auszubauen, setzt man auf noch mehr interne Verwaltungsstrukturen sowie eine neue, in- oder externe Struktur. Es ist zu befürchten, dass diese nur geringe Kenntnis in den wichtigen Belangen, Wünschen und Vorstellungen von Akteur*innen der Freien Szene hat. Die alleinige Entscheidungsgewalt und Gestaltungsfreiheit der Senatskulturverwaltung steht damit im eigentlichen Fokus der geplanten Veränderungen. Auf eine wirkliche Kooperation mit der Freien Szene wird bewusst verzichtet. Das „Ob“ und „Wer“ zukünftig einen geförderten Raum zur Vergabe erhält, wird damit zum Glücksspiel.

Was die Leitung der Senatskulturverwaltung derzeit praktiziert, folgt keineswegs dem politischen Bekenntnis zu mehr Mitsprache und Partizipation der Szene, sondern signalisiert das genaue Gegenteil. Der mit Sicherheit schwierige Schritt, ein neues und finanziell ausgestattetes Programm ins Laufen zu bringen, wurde bereits nach einem Jahr – Ende 2017 – einseitig von ihr unterbrochen und in Frage gestellt, ohne eine nennenswerte und mit den Partner*innen abgestimmteüberarbeitung und Neuaufstellung stringent auf den Weg zu bringen. Die Raumkoordinationen der einzelnen Sparten bemühten sich trotzdem gemeinsam um die Fortführung der immens wichtigen Aufgaben.

Projekträume werden täglich aufs Neue von Immobilieneigentümer*innen mittels steigenden Mieten oder ablaufenden Verträgen verdrängt. Was ist wichtiger, als eine Raumkoordination, die versucht gezielt und im direkten Auftrag ihrer Szene, sich dieser Situation zu stellen und kontinuierlich nach den wenigen „Möglichkeitsräumen“ zu forschen, sie präzise zu beurteilen, sie für die Szene zu sichern und verfügbar zu machen? Wer könnte mehr Verständnis mitbringen, um in Not geratenen Räumen und Initiativen eine Hilfe zu sein? Warum will die Senatskulturverwaltung trotz angeblich gewünschter Partizipation auf so eine Hilfeleistung verzichten? Warum wird ein „Role Model“ wie das 25 lange Jahre erfolgreich funktionierende „Atelieranmietprogramm“ – realisiert durch den Atelierbeauftragten und das Atelierbüro – nicht zur Blaupause für die Raumkoordination der Projekträume?

Das Netzwerk der freien Berliner Projekträume und -initiativen fordert eine Kehrtwende der Pläne der Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Wir dringen auf die Weiterführung der bereits erfolgreich agierenden Raumkoordination für Projekträume, um dem Thema Raumerhalt und Raumsicherung mit größtmöglicher Nachhaltigkeit zu begegnen.

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